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Hochwassereinsatz in Laufen und südlichem Landkreis
Technische Hilfeleistung
17.07.2021 // 19:38 Uhr
 
Datum:17.07.2021
19:38 Uhr
Einsatzart::Technische Hilfeleistung
Einsatzort:Laufen / Landkreis BGL - Stadtgebiet / Südlicher Landkreis
Einsatzleiter:FF Laufen / ÖEL Land 3
Fahrzeuge:ELW Laufen 12/1, MTW Laufen 14/1, WLF Laufen 36/1 THL, LKW Laufen 55/1, LF8 Leobendorf 43/1, MLF Laufen 47/1
Zusätzlich alarmiert:Feuerwehren BGL, THW, Polizei, Rettungsdienst, Kreisbrandinspektion, ÖEL Land 3, Landratsamt, Bundeswehr, etc. 
Das letzte große Hochwasser ist noch keine 10 Jahre her, da hat es der Landkreis Berchtesgadener Land schon wieder mit einer Katastrophenlage zu tun. Im Gegensatz zu 2013 ist die Stadt Laufen mit einem blauen Auge davongekommen. Dafür traf es die Gemeinden im südlichen Landkreis umso heftiger.

Bereits am Montag der vergangenen Woche zeichnete sich ein großes Starkregen Ereignis für den Südosten Bayerns ab, dass es jedoch so heftig kommen würde, hatte niemand erwartet. Bei den Regenmengen, die innerhalb kürzester Zeit zusammenkamen, kann man eigentlich nicht mehr von einem Hochwasser, sondern eher von einer Sturzflut sprechen.


Erste Einsätze – Unterstützung der Kräfte im südlichen Landkreis

Am Samstag im Laufe des Abends wurden die Feuerwehren im südlichen Landkreis zu Einsätzen in ihrem Gemeindegebiet alarmiert. Da die Lage innerhalb kürzester Zeit eskalierte und die Pegel der Berchtesgadener, Bischofswiesener, Köngisseer und Ramsauer Ache nach oben schossen. Geröll, Schlamm und Muren gingen von vielen Hängen ab und überfluteten bewohnte Gebiete, Straßen und Häuser. Auch die gekannte Bobbahn am Königssee wurde von einer Mure komplett zerstört.

Nach und nach wurden immer mehr Feuerwehren aus dem Norden in die Bergregion zur Unterstützung der örtlichen Einsatzkräfte alarmiert. Der Erstalarm für die Feuerwehr Laufen ging um 20.38 Uhr ein. Vorerst wurde nur ein Löschfahrzeug nach Bischofswiesen gerufen. Gegen 23.43 Uhr wurden weitere Kräfte mit mehreren Fahrzeugen, Pumpen und Sandsäcken nach Berchtesgaden und Bischofswiesen nachalarmiert.


Lage an der Salzach im Stadtgebiet Laufen

Während einige Einsatzkräfte im südlichen Landkreis unterstützten, war in Laufen die Hochwasser Lage lange Zeit nicht klar. In der Einsatzzentrale im Feuerwehrhaus wurden die Wasserstands Prognosen und Lageberichte des Hochwassernachrichtendienstes im Minutentakt verfolgt.

Bei einer ersten Prognose vom Samstagabend sollte der Pegel Höchststand der Salzach in Laufen maximal 6,50 Meter und somit die Meldestufe 1 um 50 Zentimeter überschreiten. Die Meldestufe 1 ist die erste von 4 Meldestufen am Pegel Laufen (Siegerstetter Keller). Bei einer solchen Ausuferung der Salzach müssen sich Anwohner der schwer betroffenen Gebiete von Steinerne Gasse und dem Ortsteil Triebenbach noch keine Sorgen machen.

Aufgrund der unsicheren Lage an den Zuflüssen der Salzach, was an den weiterhin steigenden Pegeln der Saalach (Siezenheim) und dem Pegel Golling abzulesen war, wurden erste Lageerkundungen an der Sohlschwelle der Salzach in Triebenbach und der Steinernen Gasse unternommen.

Während der Lageerkundung gegen 00.30 Uhr am Sonntag in der Nacht hatte der Hochwassernachrichtendienst seine Prognose für den Pegel Laufen angehoben. Es war nun mit einem Höchststand von bis zu 8.00 Metern zu rechnen. Bei dieser Meldestufe ist eine deutliche Überschwemmung bebauter Gebiete möglich, sie stellt außerdem die Marke für ein 100-jährliches Hochwasser Ereignis dar.


Vorbereitungen und Sandsäcke füllen

Aufgrund dieser Prognose und der weiterhin unklaren Entwicklung wurden alle verfügbaren Einsatzkräfte ins Feuerwehrhaus alarmiert. Auch die Einsatzkräfte aus dem südlichen Landkreis wurden zurückgerufen. Ein Mischwagen mit Sand wurde zum Feuerwehrhaus bestellt und vorsorglich erste Sandsäcke gefüllt. Landwirte aus dem Umkreis wurden zum Ausfahren der Sandsäcke in die Steinerne Gasse und Triebenbach zum Feuerwehrhaus gerufen. In der Einsatzzentrale wurde weiterhin der sehr langsam steigende Pegel der Salzach beobachtet und weitere Maßnahmen vorbereitet.

Um 02.35 Uhr wurde die Meldestufe 1 mit 6,04 Metern am Pegel Laufen erreicht. Der Bauhof der Stadt Laufen sperrte sicherheitshalber den Europasteg auf deutscher Seite und die Feuerwehr Oberndorf auf österreichischer Seite für den Fußgänger Verkehr.

Gegen 04.15 Uhr erreichten die Feuerwehr erste gute Nachrichten. Ein Unwetterzelle, die in der Nacht noch vorhergesagt wurde und weitere 200 Liter Regen in den Bergen bringen sollte, ist am Katastrophengebiet vorbeigezogen.

Bereits eine halbe Stunde bestätigte sich der positive Trend. Der Pegel in Laufen sank erstmals bei 6.27 Meter und der Hochwassernachrichtendienst senkte gleichzeitig seine Prognose für den Wasserhöchststand in Laufen. Es wurde nun von einem Hochstand von maximal 7,50 Meter (Meldestufe 3) ausgegangen.

Der Höchststand am Pegel Laufen (Salzach) wurde schließlich um 10.00 Uhr mit 6,74 Metern erreicht.

Zum Vergleich, beim Hochwasser 2013 erreichte die Salzach den Höchststand von 8,90 Meter und 3.700 Kubikmetern Wasser Abfluss pro Sekunde mit der höchsten Meldestufe 4. Hier waren die Steinerne Gasse, die B20, Fischer-Huber-Parkplatz und der Ortsteil Triebenbach über einem Meter überschwemmt.


Aufräumarbeiten und weitere Einsätze am Sonntag

Aufgrund der deutlichen Entspannung wurde die Bereitschaft am Feuerwehrhaus für einige Stunden aufgelöst. Bereits gegen 12 Uhr wurde dann mit den Aufräumarbeiten begonnen.

Am Sonntagmittag stiegen die Regenmengen auch in Laufen noch einmal deutlich. Innerhalb von 6 Stunden regnete es 65 Liter. Deswegen alarmierte die Leitstelle Traunstein die Einsatzkräfte nach Höfen, hier wurde eine Ausstellung eines Betriebes geflutet. Ca. 40 cm Wasser standen in dem Gebäude. Aufgrund der Überlastung des Kanals wurden mehrere große Pumpen eingesetzt.

Auch die Staatsstraße zwischen Leobendorf und Dorfen wurde auf einer Fahrbahn komplett überschwemmt und musste abgesichert werden.

Der letzte Einsatz um 19.26 Uhr war nochmals die bereits ausgepumpten Ausstellungsräume in Höfen, die der Regen erneut über die Kanalisation flutete. Gegen 23.30 Uhr waren dann schließlich alle Einsatzkräfte und Geräte wieder an den beiden Feuerwehrhäusern einsatzbereit.

Die Stadt Laufen hat bei diesem Hochwasser bereits zum zweiten Mal Glück im Unglück. Nachdem es 2020 die Gemeinden rund um Teisendorf, Ainring und Freilassing traf, waren dieses Mal die südlichen Gemeinden stark betroffen. Bleib zu hoffen, dass wir möglichst lange von weiteren Hochwasser Ereignissen verschont bleiben.
Autor: Feuerwehr LaufenFotos: Feuerwehr Laufen
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